Hände weg von meinem Kind! STOP DEN MISSBRAUCH UND LASS MICH LEBEN !!!!

   
  Jeannies Netz - Hilf mir zu überleben!
  Mögliche Folgen
 




Mögliche Folgen von "Sexuellem Missbrauch"



Hinweis:
Dieser Text wurde uns mit freundlicher Genehmigung von Sven Fuchs zur Verfügung gestellt.
www.aktiv-gegen-sexuelle-gewalt.de  & www.kriegsursachen.blogspot.com 
 Danke schön Sven!

Dein Jeannies Netz Team!


 

Die möglichen Folgen von Sexuellem Missbrauch 



Wichtiger Hinweis: 
Aufeine Art Symptomliste, wie sie hier nachfolgend aufgeführt ist, wird in der professionellen Beratungspraxis und auch Literatur eigentlich nicht (mehr) zurückgegriffen. Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass alle genannten Folgen und Symptome (nur) auf Sexuellen Missbrauch zurückzuführen sind. Viele hier aufgeführte Verhaltensauffälligkeiten und Symptome können z.B. auch durch Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, Trennungssituation der Eltern, 
Todesfall in der Familie oder durch andere problematische Umstände entstehen (oder sind teilweise relativ normale kurzfristige Verhaltensweisen im Laufe der kindlichen Sozialisation und Entwicklung). 
Auch gerade in Anbetracht dessen, dass die körperliche Misshandlung und Vernachlässigung 
von Kindern in Deutschland weit verbreitet ist, gilt Vorsicht bzgl. einseitiger Verdachtsmomente 
in Richtung sexueller Missbrauch.
Eine bundesdeutsche Repräsentativstudie zum Thema Kindesmisshandlung unter Leitung von Peter Wetzels vom kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachen kommt beispielsweise auf der Opferseite zu erschreckenden Ergebnissen. 
74,9 % der Befragten gaben an, in ihrer Kindheit körperliche Gewalterfahrungen seitens ihrer Eltern erlebt zu haben. 38,4 % wurden häufiger als selten körperlich gezüchtigt. Elterliche Misshandlungen erlebten 10,6 %, 4,7 % häufiger als selten. (vgl. Wetzels, 1997. S. 146)
Über die Häufigkeit von Vernachlässigungen liegen keine genauen Zahlen vor. 
Bei den Fachleuten besteht allerdings Übereinstimmung darin, das Vernachlässigung 
wesentlich häufiger ist als körperliche Misshandlung. Die Schätzungen allein für 6-jährige Kinder
in Deutschland liegen zwischen 50.000 und dem Zehnfachen davon. (vgl. Bange / Körner, 2002, S. 713) 
Oder entsprechende Symptome sind Folgen von sexuellem Missbrauch und anderer Gewalterfahrungen (speziell die psychische Misshandlung ist z.B. der Kern jeder Misshandlungsform) bzw. weiterer problematischer Lebensumstände.  
Ganz gleich wo die Ursachen liegen: Kinder und Jugendliche sollten so oder so Hilfe und Unterstützung bekommen, wenn sie verschiedenste Auffälligkeiten und Symptome deutlich zeigen. Insofern ist die nachfolgende Auflistung wichtig, um sich zumindest mal Wort für Wort die ganze Bandbreite möglicher Folgen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) bewusst zu machen . 
Wichtig ist - um es noch mal zu betonen - bei diesem Thema im Hinterkopf zu behalten, dass es keine
einheitliche Symptomatik als Folge von sexuellen Missbrauch gibt. Bei Verdachtsmomenten sollten daher nicht voreilige Schlüsse gezogen und/oder überreagiert werden! 
Menschen, die einen entsprechenden Verdacht haben, sollten sich dringend professionelle Unterstützung und Beratung holen (siehe dazu z.B. das Linkverzeichnis)! 





Inhaltsübersicht:

Allgemeine Übersicht nach Angela May (1997):
Symptome und emotionale Reaktionen nach Sexuellem Missbrauch in verschiedenen Altersphasen bei Opfern
Symptome und mögliche Spätfolgen von Sexuellem Missbrauch

Speziell:



Mögliche Symptome und emotionale Reaktionen nach Sexuellem Missbrauch in verschiedenen Altersphasen bei Opfern

GEFÜHLSEBENE
 VERHALTENSEBENE
frühe Kindheit (bis 3 Jahre)
 
  • angenehme und unangenehme Empfindungen
  • Angst
  • Verwirrung
  • Schlaf-, Essstörungen, Tendenz zu Verhaltensextremen
  • Angst vor Fremden, Rückzug
  • altersunangemessenes sexuelles Spielen
Vorschulalter (3 bis 6 Jahre)
 
  • angenehme und unangenehme Empfindungen
  • Verwirrung
  • Angst
  • Scham
  • Schuldgefühle
  • Gefühl der Schutz- und Hilflosigkeit
  • Wut
  • Angst, beschädigt und verdorben zu sein
  • regressives Verhalten: Babysprache, Bettnässen
  • Daumenlutschen, Festklammern
  • Rückzug
  • Schlafstörungen (Alpträume)
  • aggressives Verhalten
  • willfähriges Verhalten
  • häufiges und ausdauerndes sexuelles Spielen
  • öffentliches und andauerndes Masturbieren
Schulalter (6 bis 9 Jahre)
 
  • ambivalente Gefühle Erwachsenen gegenüber
  • Verwirrung über die Geschlechtsrollenverteilung, Rollenverteilung innerhalb der Familie
  • Angst, Scham
  • Schuldgefühle
  • Unruhe und Unsicherheit
  • Wut
  • Angst, beschmutzt und beschädigt zu sein
  • Misstrauen
  • sozialer Rückzug
  • Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schlaf- und Essstörungen
  • aggressives Verhalten, plötzliches, unerklärliches Schulversagen
  • Probleme, Grenzen einzuhalten
  • Willfährigkeit
  • Zwangshandlungen wie exzessives Baden, Waschen
  • sexuelles Ausagieren mit Gleichaltrigen und jüngeren Kindern
  • sexuell provozierendes Verhalten
  • keine adäquaten sozialen Beziehungen
Schulalter (9 bis13 Jahre)
 
  • ambivalente Gefühle gegenüber Erwachsenen
  • Wut, Angst, Scham
  • Schuldgefühle
  • Depressionen
  • Angst, beschädigt zu sein
  • Gefühl der Inkompetenz
  • Misstrauen
  • Selbstmordgedanken
  • sozialer Rückzug, keine adäquaten sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen
  • Schule schwänzen
  • manipulatives Verhalten anderen gegenüber
  • sexueller Missbrauch von jüngeren Kindern
  • promiskuitives Verhalten
Adoleszenz (13 bis 18 Jahre)
 
  • Wut, Scham
  • Schuldgefühle
  • sich betrogen fühlen, Misstrauen
  • selbstdestruktives Verhalten, Drogenkonsum
  • von zu Hause weglaufen
  • aggressives Verhalten, Ausbeuten anderer
  • Übernehmen der Opferrolle
  • Vermeiden körperlicher und emotionaler Intimität
  • Selbstmordversuche

(nach Woltereck, 1994, 83) in May 1997 



Symptome und mögliche Spätfolgen von Sexuellem Missbrauch
Körperliche Symptome von Mädchen und Jungen
Verletzungen
  • Bisswunden, Hämatome und Striemen im Genitalbereich, an den Innenseiten der Oberschenkel und in den erogenen Zonen
  • Blutungen, Risse, Abschürfungen, Rötungen und Wundsein an der Vulva, am Vaginaleingang, in Vagina, After, Penis, Hoden
  • Gegenstände in der Vagina, im After
  • ungewöhnliche Dehnungen der Vagina, des Afters
Körperliche und psychosomatische Symptome
  • länger anhaltende Schlafstörungen
  • plötzlich auftretende Sprachstörungen
  • erhöhte Schmerzgrenze
  • unübliches, wiederholtes Bettnässen
  • andauernde Verdauungsstörungen
  • Einkoten
  • vernachlässigtes oder übertriebenes Hygieneverhalten
  • Verspannungen, Haltungsschäden
  • plötzlich auftretende Legasthenie
  • Hauterkrankungen (z. B. Sonnenallergie, Neurodermitis, anhaltender Juckreiz, Ausschläge)
  • Asthma
  • Ohnmachtsanfälle/Kreislaufbeschwerden
  • Epilepsie
  • Migräne/Kopfschmerzen
  • Autismus, Rückzug aus sozialen Zusammenhängen
  • psychosomatische Blutungen (z. B. Nasenbluten)
  • physische und psychische Lähmungserscheinungen (vor allem in Armen und Beinen)
  • Geschlechtskrankheiten, Aids
  • plötzlich auftretende ´Bauchschmerzen' ohne erkennbare Ursache
  • Schmerzen ungeklärter Ursache im Genitalbereich
  • Schmerzen ungeklärter Ursache beim Stuhlgang
Speziell bei Mädchen:
  • Esssucht: sich unattraktiv machen, Speck zwischen sich und den Täter bringen
  • Magersucht: Negieren der Frauenrolle, sich ,unsichtbar', dünn machen; Bulimie; Körperkontrolle (Essen und Erbrechen nach eigenem Maß)
  • Schwangerschaften
  • Hormonstörungen (vorzeitiges Wachstum der Schambehaarung bei kleinen Mädchen)
  • Genitalbeschwerden (Ausfluss, Pilzinfektionen, Schmerzen, Menstruationsstörungen)
Speziell bei Jungen:
  • Pilzinfektionen im Bereich von After, Penis, Mund und Rachenraum
  • Wundsein und Jucken an Penis und After
Psychische/emotionale Symptome bei Mädchen und Jungen
  • diffuse Ängste, z. T. verbunden mit Panikanfällen (z. B. Panik vor Autoritätspersonen,       engen Räumen)
  • regressives Verhalten (Entwicklungsrückfall)
  • scheinbar unbegründete Angst vor Aids
  • Konzentrationsstörungen über einen längeren Zeitraum
  • aggressives Verhalten
  • Vereinsamung durch Rückzug von Freundinnen und Familie
  • zwanghaftes Verhalten (z. B. Waschzwang)
  • Phobien
  • Beziehungsschwierigkeiten, Kontaktstörungen
  • Psychosen
  • Multiple Persönlichkeitsstörung
  • Sprachstörungen (Stottern, Schweigsamkeit)
  • Scham- und Schuldgefühle (Probleme mit dem Aus-, Um- und Anziehen)
  • Hilflosigkeit, Unselbständigkeit
  • geringes Selbstwertgefühl
  • Ablehnung der eigenen Geschlechtsrolle
  • Depressionen und depressive Verstimmungen
  • Zweifel an der eigenen Wahrnehmung
  • Berührungsängste
  • übertriebenes Anpassungsverhalten
  • Überreaktionen, "hysterisches" Verhalten
  • Autoaggressionen (z. B, Suizidversuche, Nägelkauen, Drogen-, Tabletten-, Alkoholabhängigkeit, Haareausreißen, Arbeits- und Spielsucht, Schnippeln, Selbstverletzungen)
  • Suizidversuche, Selbstmordphantasien
  • scheinbar grundloses Weinen
  • wiederholtes Stehlen
  • ansteigende Unfallhäufigkeit (z. B. durch Ungeschicklichkeit, unkoordiniertes Verhalfen)
  • Unfähigkeit zur Selbst- und Fremdeinschätzung (Freundschaften)
  • Angst, sich fallen zu lassen (z. B. im Sport: Trampolinspringen, Wasserspringen)
  • Unfähigkeit, sich und anderen Grenzen zu setzen (nicht nein sagen können)
  • Annahme einer Opferrolle
  • Entfremdungsgefühle, Isolation
  • Abspaltung von Gefühlen, Aufspaltung in mehrere Persönlichkeiten
  • Gefühl "verrückt zu werden"
  • Angst vor Stigmatisierung (jeder sieht es mir an)
  • Flashbacks (plötzliche bildliche Erinnerungen an die traumatische Situation), für Außenstehende unverständliche Reaktionen wie Angst, Zittern, Weinen
  • Würge- und Erstickungsgefühle, "Kloß im Hals", Schluckbeschwerden, Weigerung,             den Mund weit zu öffnen (z. B. bei Zahnärztin, HNO-Ärztin, beim Eisessen)
  • In Kleidern/Schlafsack schlafen, sich fest einwickeln im Schlaf
  • sich wiederholende Alpträume
  • starke Abwehrmechanismen, Verleugnen, Verdrängen, Bagatellisieren
  • Angst vor Schmerzen im Genitalbereich
  • Ekel vor Körperlichkeit, Körpergerüchen, Körperausscheidungen
  • Mutismus
  • psychogene Amnesien, auch Teilamnesien
Speziell bei Mädchen:
  • den Körper in weiten Kleidungsstücken verstecken
  • plötzliche Isolation
  • Vertrauensverlust gegenüber Bezugspersonen
Speziell bei Jungen:
  • sexuell aggressives Verhalten gegenüber anderen Kindern
  • plötzlich auftretendes aggressives Verhalten allgemein
  • plötzliche Isolation
  • Brandstiftung, Zündeln
  • Vertrauensverlust gegenüber Bezugspersonen
  • Tierquälerei
Änderungen im Sozialverhalten von Mädchen und Jungen
  • Rückzug und Passivität
  • extremes Anklammern an Bezugspersonen, ständig auf der Suche nach Liebe
  • übertriebene Furcht vor Fremden
  • Verschlossenheit
  • distanzloses Verhalten
  • Misstrauen
  • Einzelgängertum
  • Delinquenz
  • frühreifes Verhalten
  • Beziehungssucht
  • plötzliche Leistungsverweigerung
  • extreme Leistungsmotivation (Ziel: Ich-Stärke entwickeln, schnelle Ablösung aus dem Elternhaus)
  • extrem ohnmächtiges Verhalten, Opferrolle
  • extremes Machtstreben, Kontrolle ausüben
  • Weglaufen aus dem Elternhaus
  • "Trebegehen", sich kaum zu Hause aufhalten
  • auffälliges Verhalten gegenüber bestimmten Männer- oder Frauentypen
  • sicheres Auftreten in Gruppen bei gleichzeitig ängstlichem Verhalten im Einzelkontakt
Speziell bei Jungen:
  • extremes Leistungsverhalten, Pedanterie
  • Veränderungen im Sexualverhalten zu Mädchen und Jungen
  • Sexualisieren von sozialen Beziehungen (z. B. in der Klassengemeinschaft)
  • exzessive sexuelle Neugierde
  • offene Masturbation
  • Bloßstellen/Zurschaustellen der Genitalien
  • zwanghaft promiskuitives Verhalten
  • altersunangemessenes Sexualverhalten/sexuelles Spiel
  • Verweigerung/Negierung sexueller Bedürfnisse
  • Prostitution
  • sexuell aggressives Verhalten
  • sadomasochistisches Sexualverhalten
  • Promiskuität
  • Regression, Pseudoreife
Speziell bei Mädchen:
  • auffälliges Verhalten während der Menstruation (Zurschaustellen von Binden etc. oder besonders beschämtes Verhalten)
  • zwanghaftes Sexualisieren von Intimität und körperlicher Nähe
Speziell bei Jungen:
  • sexueller Identitätsverlust (Angst vorm "Schwulsein")
  • distanziertes und abwertendes Verhalten gegenüber Schwulen
  • ablehnende Einstellung zur Masturbation
  • Integration der Gewalterfahrung in die eigene Sexualität
  • häufiges, öffentliches Masturbieren
  • zwanghaftes Sexualisieren von Intimität und körperlicher Nähe
  • sexuelle Dysfunktion
Zusammenfassend lassen sich im wesentlichen die folgenden Verhaltensweisen benennen:
  • sexualisiertes Verhalten, Regression oder Pseudoreife
  • Verweigerungsformen
  • Depression
  • Lernstörungen
  • dissoziative Verhaltensweisen
  • autoaggressives Verhalten
  • Suchtverhalten 
Quelle: May, 1997, S. 325-329
Quelle: May, A. 1997: Nein ist nicht genug - Prävention und Prophylaxe, Donna Vita Verlag, Ruhnmark


Bewertungsdimensionen bzgl. der Folgen
Bzgl. dem sexuellen Missbrauch wurden sechs Bewertungsdimensionen aufgestellt, die Einfluss auf die kindliche Entwicklung bzw. das Ausmaß der Folgen nehmen. (Es ist zu vermuten, dass diese Kriterien auch auf andere Misshandlungsformen übertragbar sind):
1. Art des Missbrauchs (z.B. invasive Praktiken wie Penetration können als besonders schädigend gelten)
2. Schweregrad des Missbrauchs. (Besonders zerstörerisch wirkt sich die   Verbindung mit körperlicher Gewalt und Misshandlung aus)
3. Häufigkeit bzw. Chronizität
4. Alter des Kindes. Hier gilt die Regel: je jünger das Kind, desto schwerer die Folgen
5. Entwicklungskontext des Kindes. (z.B. Heim oder Familie, wobei die Folgen gravierender sind, wenn der Missbrauch von der Bezugsperson des Kindes ausgeübt wird)
6. Die Person des Täters. (z.B. Verwandtschafts- oder Bekanntschaftsgrad. Die übelsten Folgen ergeben sich bei Inzest durch die engsten erwachsenen Bezugspersonen wie Vater, Mutter oder Stiefeltern.)
Quelle: Fischer, G. / Riedesser, P. 1999: Lehrbuch der Psychotraumatologie. 
Ernst Reinhardt Verlag, Müschen und Basel. (2. Aufl.) S. 264



Allgemeine Abwehrmechanismen
Der Begriff der Abwehrmechanismen kennzeichnet unbewusste Strategien der psychischen Abwehr, die sich im Verlauf der persönlichen Entwicklung herausbilden, verfestigen und allmählich zum festen Bestandteil an Verhaltensmustern gehören, die der Erwachsene im Umgang mit unangenehmen oder bedrohlichen Erfahrungen macht.

-
Ausagieren: impulsives Handeln ohne Rücksicht auf mögliche Folgen
-
Autistisches Phantasieren: Tagträumen anstelle konkreter sozialer Kontakte, Handlungen oder Problemlösungsversuche
-
Verleugnung: Nichtanerkennen bestimmter Aspekte der Realität, die für andere offensichtlich sind
-
Leugnung der Realität, Abwertung, der eigenen Person oder anderen in übertriebener Weise negative Eigenschaften zuschreiben
-
Verschiebung: Verlagerung von Gefühlen oder Reaktionen auf bedrohliche Objekte oder Ereignisse auf andere ähnliche bzw. weniger bedrohliche
-
Idealisierung: die übertriebene Hervorkehrung positiver Eigenschaften in bezug auf die eigene Person oder andere
-
Intellektualisierung: übertriebene Bevorzugung abstrakter Denkweisen zur Vermeidung von Gefühlen
-
Isolierung: die Ausklammerung von Gefühlskomponenten im aktuellen Erlebnisbezug
-
Passive Aggression: indirekte Äußerungen der Aggressivität gegen andere ohne aggressive Handlungen
-
Projektion: sich in Unterstellungen äußernde Übertragung eigener tabuisierter Gefühle und Triebimpulse auf andere
-
Rationalisierung: die positive Darstellung bzw. Rechtfertigung des eigenen oder des Verhaltens anderer durch in sich geschlossene, jedoch unkorrekte Erklärungen
-
Reaktionsbildung: das Ersetzen eigener Gefühle, Beweggründe oder Gedanken durch solche mit entgegengesetzter Bedeutung
-
Verdrängung: störende Wünsche, Gedanken, Gefühle oder Erfahrungen nicht vergegenwärtigen bzw. erinnern
-
Somatisierung: die angesichts gegebener Anfälligkeit unverhältnismäßige Beschäftigung mit Körpersymptomen
-
Spaltung: sich selbst oder andere als durchgängig oder alternierend `gut` oder `schlecht` ansehen, ohne positive oder negative Eigenschaften im einzelnen in ein Persönlichkeitsbild integrieren zu können
-
Unterdrückung: über störende Probleme, Gefühle, Wünsche oder Erfahrungen wird nicht weiter nachgedacht
-
Ungeschehenmachen: sich in Verhaltensweisen ergehen, die auf symbolische Weise zum Ausdruck bringen, man wolle unangenehme oder negative Gefühle, Gedanken oder Handlungen ausgleichen."
(Fröhlich, 1994, S. 36-37) 

Quelle: "Abwehrstrategien bei sexueller Traumatisierung im Kindesalter" Diplomarbeit von Manuela http://www.dissoziation.de/manu/06abwehr.HTM (letzter Zugriff: 19.08.03)
Anmerkung: Jeder Mensch benutzt Abwehrmechanismen. Das ist klar. Es ist allerdings nur logisch, dass, je mehr belastende Gefühle, Erlebnisse usw. abgewehrt werden müssen, sich auch entsprechende Abwehrmechanismen radikalisieren und (über-)deutlich/extrem zu Tage treten. 

 
Reinszenierung als Versuch der Verarbeitung von sexuellem Missbrauch
 
Wer aus schlechten Erfahrungen nichts lernt, muss sie wiederholen. Wer andererseits aus schlechten Erfahrungen lernen will, muss sie vorher seelisch verarbeiten und sie dazu ebenfalls wiederholen, diesmal jedoch auf der symbolischen Ebene - im Gespräch, nachts in Traumgeschichten, nach Art der Kinder im Spiel oder gestalterisch wie Künstler.
Sexuell missbrauchte Menschen jeden Alters, die ihre seelisch traumatisierende Erfahrung noch nicht verarbeitet haben, wiederholen diese Erfahrungen in der Realität. Dies führt nicht zur notwendigen Verarbeitung, sondern kann im Gegenteil erneut zu seelischen Verletzungen führen. Die neue Verletzung ist dennoch eine Erleichterung gegenüber den sonst unausweichlichen Erinnerungen an das frühere Trauma, denn sie ist selbst gewählt, besser kontrollierbar und oft weniger gravierend.
Die Reinszenierung traumatischer Erfahrungen ist eine Möglichkeit, Rückerinnerungen und damit verbundene Gefühle zu vermeiden, also ein Abwehrmechanismus. Sie setzt die Dynamik seelischer Verletzung fort, anstatt sie zu heilen. Und in dieser Dynamik sind immer wieder die selben Rollen zu finden: Täter, Opfer und Helfer. Erwachsene, die entgegen ihrer Überzeugung Gewalt ausüben, sich Gewalt aussetzen oder sich zur Hilfeleistung innerlich gezwungen fühlen, tun dies unter anderem, um belastende Gefühle abzuwehren.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene, welche sexuell missbraucht worden sind und die damit zusammenhängenden Gefühle nicht ertragen können, haben zur Reinszenierung zunächst die Wahl zwischen den drei Rollen: Opfer-, Täter- oder Helferrolle. In unserer Gesellschaft nutzen Frauen dazu häufiger die Opfer- und die Helferrolle, Männer öfter die Täter- und die Helferrolle. 
In wissenschaftlichen Untersuchungen zeigt sich die gesellschaftspolitische Bedeutung der
Reinszenierung traumatischer Erfahrung:
a. In der Opferrolle: Nach sexuellem Missbrauch verdoppelt sich das Risiko von 
Gewalterfahrungen in der Ehe und von Vergewaltigung, wie zwei entsprechende 
Untersuchungen zeigen. (
siehe Quelle)
b. In der Täterrolle: Unter Kriminellen ist der Prozentsatz derer, die als Kind sexuell missbraucht wurden, deutlich erhöht. Es gibt Untersuchungen, welche feststellten, dass sexuell missbrauchte Jungen eher kriminell oder drogenabhängig werden als andere.
Eine Studie beschreibt, dass von 14 in den USA zur
Todesstrafe verurteilten Jugendlichen 
alle schwerst traumatisiert waren. (
siehe Quelle)
c. In der Helferrolle: Die meisten Opfer sexuellen Missbrauchs werden jedoch später weder
 zu Opfern noch zu Tätern, sondern engagieren sich für dessen Beendigung aus eigener Betroffenheit heraus besonders nachdrücklich, so dass sie dabei manchmal selbst vergessen, 
sich wirksam von ihren traumatischen Erinnerungen zu befreien.
Quelle gesamter Text: Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport Berlin (Hrsg.) 1997: Sexueller Mißbrauch an Kindern und Jugendlichen, http://www.sensjs.berlin.de/familie/sexueller_missbrauch/SEXMISS4.asp (Letzter Zugriff: 19.08.03)
Persönliche Anmerkung: Die AutorInnen zeigen meiner Ansicht nach unter c. "In der Helferrolle" ein zu optimistisches, verzerrtes und einseitiges Bild. Mein persönlicher Eindruck nach Kontakten mit Betroffenen und auch nach einer Partnerschaft mit einer Betroffenen ist der, dass die Grenzen nicht so eindeutig gezogen werden können. Vielmehr scheint es oftmals Überschneidungen und Wechsel der Rollen zu geben (Kein Mensch ist nur Opfer oder nur Helfer oder nur Täter.). 
Beispielsweise ist eine "Überlebende" in verschiedenen Situationen vielleicht in der Helferrolle, kämpft gegen den Missbrauch an Tieren, hilft Außenseitern, setzt sich für soziale Gerechtigkeit ein usw., gleichzeitig ist sie vielleicht in machen Situationen oftmals Attacken ausgesetzt (z.B. Mobbing am Arbeitsplatz, sexuelle Übergriffe in der U-Bahn usw.) oder lässt sich leicht ausbeuten z.B. im Beruf (Täter haben oftmals ein gutes Gespür dafür, wer ein geeignetes Opfer ist oder die "Überlebenden" hören auf Grund ihres Hintergrundes  nicht auf Warnsignale, spüren keine eigenen Grenzen und beginnen z.B. in einem Unternehmen zu arbeiten, das die Mitarbeiter konsequent ausbeutet.) und innerhalb ihrer Partnerschaft handelt sie destruktiv und holt ihre "Täterseite" raus. Dies ist durchaus möglich. Meiner Meinung nach kann sich ein Mensch - gerade vor dem Hintergrund erlittener Traumata - nicht einfach nur für
eine Rolle entscheiden, sondern wird oftmals in unterschiedliche Rollen rutschen. 
Ein anderes sehr deutliches Beispiel wäre eine "Überlebende", die sich einer Sekte anschließt. 
Die Sekte sammelt Geld und verwendet einen Teil davon für Hilfsprojekte (Helferrolle), allerdings wird die "Überlebende" innerhalb der Sekte auch ausgebeutet, einer Gehirnwäsche unterzogen usw. (Opferrolle) ist sie dann schon einige Zeit in der Sekte und ein "gutes" Mitglied, führt sie evtl. Bekannte von sich an die Sekte heran, will sie für die Sekte gewinnen und wirbt so evtl. ein neues Mitglied, das dann wiederum ausgebeutet wird (Täterrolle). Keine klare Grenze! Das sollte hier erwähnt sein, meine ich.  

Gesellschaftliche Folgen und Kosten
Wenig beachtet werden i.d.R. im Kontext von Kindesmisshandlung gesellschaftliche Auswirkungen und Kosten. Es gibt recht simple Beispiele, die diese gesellschaftlichen Auswirkungen verdeutlichen. Bzgl. der individuellen Folgen und Schäden sind oben bereits einige Punkte genannt worden, aus denen sich wiederum gesellschaftliche Auswirkungen ableiten lassen. Ein Punkt war dabei z.B. das delinquente Verhalten. Es ist einleuchtend, dass Kinder und Jugendliche und gleichsam auch die groß gewordenen Erwachsenen, die sich u.a. vor dem Hintergrund ihrer Gewalterfahrungen delinquent verhalten, teilweise erhebliche gesellschaftliche Kosten und Schädigungen bewirken können. Diebstahl, Überfälle, körperliche Gewalt gegen Andere, Drogendelikte usw. wären hier u.a. mögliche Formen delinquenten Verhaltens, die auf die Gesellschaft wirken.
Kavemann (1997) hat sich bzgl. des sexuellen Missbrauchs an Kindern mit den möglichen gesellschaftlichen Folgekosten befasst. Ihre Überlegungen sind vermutlich auch auf die Folgekosten für andere Gewaltformen übertragbar. Kavemann hat folgende Bereiche – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – aufgelistet, in denen staatliche, institutionelle und wirtschaftliche Kosten entstehen können:
Gesundheitsbereich: Ambulante und stationäre ärztliche Behandlung, Klinkaufenthalte aus Gründen psychosomatischer Erkrankungen, Medikamente, Rehabilitationsmaßnahmen, Psychotherapie, Psychiatrieaufenthalte, Drogenentwöhnungsbehandlung, Kuren, Pflege bei chronischen Krankheiten usw.
Juristischer Bereich: Kosten von Polizeieinsätzen, Kosten der Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft, Gerichtsverhandlungen, Prozesskostenhilfe, Gutacherhonorare, Gefängnisunterbringung, Bewährungshilfe,Sicherheitsverwahrung, Sozialtherapie in der Haftanstalt usw.
Sozialer Bereich: Beratungs- und Zufluchtstellen, Drogenprojekte, Angebote für 
TrebegängerInnen, Angebote für jugendliche Prostituierte, Familienberatung, Jugendhilfe, Hilfe zum Lebensunterhalt für Jugendliche oder auch für Mütter, die sich trennen, Fremdunterbringung (kurz- und langfristig), Rechtsberatung, Täterberatung, Supervision, Fortbildungen, Präventionsmaßnahmen usw.
Arbeitsbereich / wirtschaftlicher Bereich: Steuerausfälle durch Arbeitsausfälle, Produktions-/Arbeitsausfälle durch Krankheitszeiten / Haftzeiten, Produktions-/Arbeitsausfälle bei Müttern, die sich frei nehmen oder stark belastet sind, Leistungsreduktion/Produktionsverminderung durch psychische Belastungssituationen, Krankengeld, Verlust von Rentenansprüchen, 
Frührente bei Erwerbsunfähigkeit, Arbeitslosengeld und –hilfe, Sozialhilfe, Umschulungsmaßnahmen usw.
Quelle: Kavemann, B. 1997: Gesellschaftliche Folgekosten sexualisierter Gewalt 
gegen Mädchen und Jungen. In: Bundesverein zur Prävention von sexuellem 
Missbrauch an Mädchen und Jungen e.V. 
(Hrsg.): Prävention – Eine Investition in die Zukunft. 
Siehe zu diesem Thema auch: 
Der Preis der Gewalt - Gesellschaftliche Folgekosten von Gewalt im Geschlechterverhältnis
  (Fremdlink) von Barbara Kavemann.

Siehe zusätzlich auch:
"Sexueller Missbrauch in der Kindheit – Auswirkungen im Erwachsenenalter"Abschlussarbeit psychologischer Berater Juli 2003 von Tanja Schmidt (Extraseite / PDF-Format)
Partner ("Verbündete") von als Kind missbrauchten / traumatisierten Frauen ("Überlebenden")  
(Beziehungsprobleme und ggf. Beziehungsunfähigkeit sind weitere Folgen des 
Missbrauchs, die sich auch auf das nahe Umfeld auswirken - Extraseite)
 
 

Dies ist ein Frame von www.aktiv-gegen-sexuelle-gewalt.de
Copyright © aktiv-gegen-sexuelle-gewalt.de Alle Rechte vorbehalten
 


 

 
  Heute waren schon 8 Besucher (17 Hits) hier! Text (c) copyright by jeanniesnetz 2008-2009 Locations of visitors to this page  
 
Eltern schlagen zurück! Wir wehren uns! STOP DEN MISSBRAUCH....LASS MICH LEBEN
Peter Rupprecht - Liedermacher Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden